Eindringliches Wochenende

So viele Reisebusse hat die malerisch an der Saale gelegene Kleinstadt Bad Dürrenberg noch nie begrüßt. Die 5. Sachsen-Anhaltische Landesgartenschau, die noch bis Mitte Oktober mit reichlich Abwechslung begeistert, hinterlässt hier Spuren. Dabei lohnen nicht nur Tagestouren. Auch ein komplettes Wochenende lässt sich vor Ort und in der Umgebung eindringlich gestalten.
Tagestouristen genießen rund vier Stunden oder etwas länger das prachtvolle Blumenmeer und die Raffinessen der Gartenbaukunst, die der historische Kurpark bietet. Wer etwas länger verweilen und ein paar Tage die Umgebung erkunden möchte, findet dazu je nach Interessenlage reichlich und besondere Gelegenheit.

Im Nachbardorf Röcken etwa finden sich Geburtshaus, Taufkirche und Grabstätte des Philosophen Friedrich Nietzsche (1844-1900). Ein kleines und feines Museum rundet das Ensemble ab. Kaum ein Denker hat die Geistesgrößen des 20. Jahrhunderts so beeinflusst und geprägt wie Nietzsche, der seiner Zeit weit voraus war. Wer tiefer in seine Ideengeschichte blicken will, kann das im ebenfalls nahen Nietzsche-Dokumentationszentrum in Naumburg tun.

Röcken gehört heute zu Lützen, wo im November 1632 eine der größten und blutigsten Schlachten des Dreißigjährigen Krieges tobte. Der legendäre Schwedenkönig Gustav II. Adolf fiel hier im Kampf gegen den genialen kaiserlich-katholischen Generalissimus Wallenstein. Die Gedenkstätte mit Gedächtniskirche und Museen hat sich zu einer Art Wallfahrtsstätte entwickelt, die nicht nur von Interessierten aus Skandinavien stark frequentiert wird.

In Bad Dürrenberg und Umgebung kommen Gäste aus ganz Deutschland dem Himmel ganz nah. Mitten im Kurpark, also im Herzen der Landesgartenschau, findet sich die Grabstätte der knapp 9.000 Jahre alten „Schamanin von Bad Dürrenberg“. Ausführlich dokumentiert im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle/ Saale. Ebenso wie die etwa 3.600 Jahre alte „Himmelsscheibe von Nebra“ und das knapp 7.000 Jahre alte „Sonnenobservatorium von Goseck“ aus der Nachbarschaft von Nebra. Neben weiteren spektakulären Funden vereint in den „Himmelswegen“, auf denen wir tief in die Geschichte der Menschheit spazieren können.

Das Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie (EVA) in Leipzig passt perfekt in diesen Kosmos. Kaum woanders auf der Welt wird so erfolgreich die Menschheitsgeschichte erforscht und erhellt. Hier wurde das Genom der Neandertaler entschlüsselt und auch geklärt, wie die „Schamanin von Bad Dürrenberg“ ausgesehen und gelebt hat.

Mit dem Zug gelangt man in weniger als einer halben Stunde von Bad Dürrenberg nach Leipzig. Bis heute eine Weltmetropole der klassischen Musik, Wiege der deutschen Nationalbibliothek, einem der global herausragenden Zoos und vielem mehr. Die „New York Times“ feiert Leipzig alljährlich als einen der Orte, die im Laufe eines Lebens unbedingt besucht werden sollte.
Im Zentrum dieser Schätze in der Metropolregion Leipzig, Halle, Saale-Unstrut-Triasland liegt Bad Dürrenberg…

(Text: Holger Gemmer)

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